Führer durch die ständige Ausstellung "Schweidnitz" aus Beständen der "Sammlung Adler"
© by Horst Adler, Regensburg, 2000. Alle Rechte vorbehalten.
↓ PDF Download „Führer duch die Ausstellung“ (77 kB)
Eine Auswahl von Exponaten in digitaler Form finden Sie in den Bildergalerien:
→ Sammlung Adler – Görlitz 1994-2006
→ Sammlung Adler – Papier
Schweidnitz unter den Piasten (bis 1392) und die Bolkonische Tradition
Tischvitrine 1:
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes Schweidnitz stammt von 1243 (unsicher) bzw. 1249, also erst nach dem Mongolensturm.
Das Gegend von Schweidnitz gehörte damals zum Herrschaftsgebiet der Söhne des in der Schlacht bei Wahlstatt 1241 gefallenen Heinrichs II., des Sohnes der Hl. Hedwig.
Nach dem kinderlosen Tode Heinrichs IV. von Breslau (1290) wird sein Neffe Bolko I. auch „Herr von Schweidnitz und Fürstenberg (i.e. Fürstenstein)“
Die von ihm begründete Linie der Schweidnitzer Piasten, die Bolkonen, regiert etwa 100 Jahre, bis 1392, Fürstentum und Stadt. Zu ihr gehören Bolko I. (1291-1301), Bernhard (1308-1326), Bolko II. (1326-1368) und dessen Witwe Agnes von Österreich (+ 1392).
1163 führt Friedrich Barbarossa die drei Söhne des 1146 vertriebenen, 1159 im Exil in Altenburg verstorbenen Herzogs Wladislaus II. von Krakau und Schlesien in ihr Erbe zurück. Damit beginnt eine Sonderstellung Schlesiens im polnischen Staatsverband.
-. Zwei Brakteaten Boleslaws des Hohen (1163-1201), des Schwiegervaters der Hl. Hedwig, galten auch im Schweidnitzer Land. Ob damals am Ort der späteren Stadt schon eine slawische Ansiedlung bestand, ist nicht zu beweisen, doch spricht vieles dafür.
Bolko I. förderte das 1292 von Zisterziensern übernommene Kloster Grüssau bei Liebau und machte es zur Grablege seines Geschlechts. Sicher ruhen dort Bolko I. und Bolko II. Das Grab Bernhards ist unbekannt.
-. Ansichtskarte: Die Fürstengruft in Grüssau
-. Repros: Grabmäler Bolkos I. und Bolkos II. (nach Luchs)
-. Vor 1326: Gemeinsame Münze der Söhne Bolkos I. („iuvenum Bolkonum“) mit dem Piastenadler.
-. Goldgulden Bolkos II. nach florentinischem Typ von 1351 („Bolco. Dux. Sles.)
-. Das Schweidnitzer Stadtsiegel von 1315 zeigt einen Greif (Wachsabdruck)
-. Im Schöppensiegel von 1335 erscheint erstmals das Wildschwein, das auf eine volksetymologische Deutung des unverstandenen slawischen Ortsnamens zurückgeht. (Kopie)
-. Drei verschiedene Hohlheller zeigen ebenfalls den Eberkopf.
-. Siegel der Herzogin Agnes (Wachsabdruck)
-. Epitaph der Herzogin Agnes. Sie wurde 1392 in der um die Mitte des 19. Jahrhunderts abgebrochenen Franziskanerkirche auf der Köppenstraße beigesetzt. Ihr Grab wurde noch nicht gefunden, das hölzerne Epitaph 1757 bei der Beschießung der Stadt zerstört.
Die bolkonische Tradition blieb – neben der friderizianischen – bis 1945 lebendig.
-. Ansichtskarte: Die Bolkonen (und Karl IV.) auf dem Rathaus
Das Bolkokapitel war eine gesellige Vereinigung der Honoratioren:
-. eine Bronzeklippe erinnert 1889 an das 10jährige Bestehen. Avers: Brustbild Bolkos mit Schwert; Revers: Capitulum Bolkonis Swidnicense und Wappen.
-. Das Foto zeigt die Jubiläumsfestsitzung 1939 (dazu Namensverzeichnis)
Besonders pflegte bolkonische Tradition die Schützengilde, die sich der Tradition nach direkt von Bolko I. ableitete.
-. Das Mannkönigschießen und die Schützengilde zu Schweidnitz. (1839). verkl. Kopie des Titelblattes.
-. Orden des 3. Schützenmeisters von 1849; Silber vergoldet mit 4 Granaten). (Geschenk der Tochter des letzten 3. Schützenmeisters, Leonie Kalis)
-. Schieß- und Festplan 1941 mit den Namen der damals 122 Mitglieder.
-. Silbernes Schützenkreuz zum 31. Schlesischen Provinzialbundesschießen in Schweidnitz 1930. (im eingelegten Wappen links oben Bolko I.)
-. Foto: Die Schützengilde vor dem Schützenhaus.
Alle 25 Jahre wurde ein „Bolkofest“ gefeiert, zuletzt 1886, 1911 und 1936.
1886:
-. Titelblatt zur Festschrift „Piff, Paff, Puff“
1911:
-. behenkelte Medaille; Avers: Bolko I. auf Pferd, Revers: Inschrift im Eichen-kranz: Bolkofest und 625jähriges Jubiläum d. Schützengilde Schweidnitz. 2.-9. Juli 1911.
-. zeitgenössische kolorierte Ansichtskarte
-. 2 Fotos (Repros) vom Festzug
1936:
-. Titelblatt des Programms und Hinweis auf die Liliputbahn (Kopien)
-. 7 Fotos vom Festzug
Auch der Motorradclub Bolko im ADAC verwendete Namen u. Symbol des Herzogs. Plakette zur Sternfahrt nach Schweidnitz 21. Juli 1929.
Das Schweidnitzer Land als Erbfürstentum der Krone Böhmens (1392-1742)
Tischvitrine 2
I. Bis zum Dreißigjährigen Krieg
Die Heirat der Erbnichte Anna des kinderlosen Bolko II. (1353) mit Karl IV. aus dem Hause Luxemburg (in dritter Ehe) führt zum Anfall der Fürstentümer Schweidnitz-Jauer an die böhmische Krone (bis zur preußischen Eroberung 1740/41), die von 1378-1419 beider Sohn Wenzel trägt. Sein Andenken ist belastet durch seine Absetzung als deutscher König (1400) und durch die Tötung Johannes Nepomuks.
Anna wurde 1354 deutsche Königin und 1355 römische Kaiserin. Sie starb 1362.
-. Foto: Karl IV. und Anna von Schweidnitz-Jauer in der Burg Karlstein.
-. Foto: Ihr Sohn Wenzel (Veitsdom in Prag).
-.Der Nepomuk-Altar Johann Riedels in der Schweidnitzer Pfarrkirche: Wenzel läßt den Prager Generalvikar in der Moldau ertränken.
Nach den Söhnen Karls IV. (Wenzel und Sigismund) herrscht in Böhmen Ladislaus Postumus (+ 1457), der Sohn Albrechts II. von Österreich und Elisabeths, der Tochter Sigismunds. Er verleiht Schweidnitz das
-. Wappen mit Greif, Eber und der böhmischen Krone.
Unter seiner Herrschaft werden auch in Schweidnitz 17 Juden verbrannt, die anderen enteignet und aus der Stadt für ewige Zeiten vertrieben. Erst nach der preußischen Judenemanzipation von 1812 entsteht eine neue jüdische Gemeinde.
-. Das Bild des Pogroms aus der Taufkapelle der Schweidnitzer Pfarrkirche.
Vom Böhmenkönig Wladislaus Jagiellonczyk (1471-1516), dem Sohn aus der Ehe der Schwester des Ladislaus Postumus mit dem Polenkönig Kasimir dem Großen, erhält die Stadt Schweidnitz 1506 das Recht, Groschen und neue Heller zu schlagen.
-. Ein Groschen 1506. (Avers: schreitender Greif mit Umschrift „Grossus Sveidnicensis“; Revers: Brustbild des Hl. Wenzel mit Fahne, Umschrift „Wenceslaus Patronus“).
Unter dem Sohn des Wladislaus, Ludwig (1516-1526), werden in Schweidnitz die sogenannten „Pölchen“ geschlagen, Halbgroschen, die den polnischen zum Ver-echseln ähnlich sind. Nur die Inschrift unterscheidet sie, doch konnten damals nur wenige lesen. Infolge dieser Machenschaften kam es zu einem Handelskrieg zwischen Polen und Schlesien und schließlich einer grundlegenden Umstellung des polischen Münzsystems. In Schweidnitz selbst folgen schwere Unruhen, die sog. „Pölerei“.
-. Drei polnische Halbgroschen zum Vergleich.
-. Verschiedene Jahrgänge von in Schweidnitz von 1517-27 nach gleichem Muster geschlagenen „Pölchen“.
Nach dem Tode Ludwigs in der Türkenschlacht von Mohacz (1526) erbt sein Schwager Ferdinand I. von Österreich (+ 1564) die böh-mische Krone und damit auch die schlesischen Herzogtümer. Abgesehen von dem kurzen Zwischenspiel des „Winterkönigs“ Friedrich von der Pfalz am Beginn des Dreißigjährigen Krieges trägt die Krone Böhmens von 1527 bis 1918 stets ein Habsburger.
Schweidnitz ist im 15. und 16. Jahrhundert neben Breslau die führende Stadt Schlesiens. Handwerk und Handel blühen, besonders das Bier wird weithin ausgeführt („Schweidnitzer Keller“).
-. Der „Schweidnitzer Keller“ in Breslau (AK)
-. Zeichen der Goldschmiede (Repro)
-. Zeichen der Zinngießer (Repro)
-. Zinnkanne der Breslauer Corduaner. Schweidnitzer Arbeit. (Repro)
Es entsteht ein stolzes Bürgertum, das auch zur Selbstüberhebung neigt. Negative Folgen für das Gemeinwesen hatte der „Tausdorffsche Pönfall“. – Der Sohn des Bürgermeisters Erasmus Freund war schon 1568 in die Tötung eines Adligen verwickelt gewesen. Als er am 29. Mai 1572 den Ritter Kaspar v. Sparrenberg, genannt Taußdorf, herausforderte, tötete ihn dieser im Zweikampf. Erasmus ließ den Entflohenen widerrechtlich auf Fürstensteiner Gebiet festnehmen und nach kurzem Prozeß enthaupten.
Das führte 1573 zum Ende der städtischen Karriere der Familie Freund, 1575 zum Verlust der Obergerichtsbarkeit und der freien Ratswahl. Erst 1585 konnte die Stadt gegen 12 000 Gulden diese Privilegien vom Kaiser zurückkaufen.
-. Das Haus Burgstraße 9 (zuletzt „Pilsener Bierhalle“) mit den Bildnissen von Erasmus Freund und seiner Frau. – Im 18. Jahrhundert war es im Eigentum der Familie Milich. Der Dichter Johann Christian Günther ging hier während seiner Schweidnitzer Schulzeit (1710-1715) ein und aus; 1726 starb darin Johann Gottlieb Milich, der Begründer der Görlitzer „Milichiana“. Das Haus ging nach dem Einmarsch der Roten Armee in der Nacht vom 8./9. Mai 1945 in Flammen auf. (Kopie)
-. Bronzemedaille, die Erasmus Freund 1551 stolz zur Einweihung dieses Hauses prägen ließ. Brustbild n. rechts, Umschrift: ERASMUS.FR. BURG. M. PAT. CIVIT. SWIDN./1551. EXEGI MONUMENT. ACR. (sic! statt AER.) PEREN. (Ein Horaz-Zitat: „Ich habe mir ein Denkmal gesetzt, dauerhafter als Erz“). Darunter das seit etwa 1500 in dieser Form übliche quadrierte Stadtwappen.
Die Geschichte des Ritters Taußdorf fand immer wieder literarische Gestaltung.
-. Aus der Neuen Schweidnitzer Wochenschrift „Feierstunden“, in der Karl Franz van der Velde (1779-1824) in Fortsetzungen anonym seine romantisch ausgeschmückte Erzählung „Die Patrizier“ veröffentlichte (hier Nr. 50 v. 11. Mai 1822) (verkl. Kopie)
-. Aus der in Schweidnitz erscheinenden „Silesia“, Nr. 18 vom Sep-tember 1822 (verkl. Kopie)
1597 erscheint in Leipzig das in lateinischen Hexametern abgefaßte „Encomion Svidnicii“, das „Lobgedicht auf Schweidnitz“ des gebürtigen Schweidnitzers Nikolaus Thomas. Das lateinische Original scheint verschollen. Die Kopie einer Abschrift von 1722 in der „Sammlung Adler“. – Nikolaus Thomas wurde 1611 Diakonus, 1621 Pastor in Görlitz, wo er am 29.3.1637 starb.
-. Hier das Titelblatt einer gekürzten deutschen Prosaübersetzung durch Heinrich Schubert von 1911
Das Bild der nach Breslau bedeutendsten Stadt Schlesiens vor ihrem Niedergang im Dreißigjährigen Krieg zeigt der erst 1690 gedruckte Linznersche Stadtplan mit dem Datum 1623. Er entspricht weitgehend dem ins MERIANs „Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae“ (1650) abgedruckten Plan.
-. (Der Merian-Plan in der Hochvitrine!)
II. Bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges
Der Dreißigjährige Krieg war die größte Katastrophe, die Schweidnitz vor 1945 traf. Er vernichtete die Vorrangstellung der Stadt, ja fast sie selbst. Einzelheiten sind hier nicht darstellbar.
Anfänglich gab es „Kriegsgewinnler“ – das waren insbesondere die Münzer, die in der 1621/22 noch einmal eröffneten Münze immer mehr Kupfer mit dem Silber legierten. („Kipper- und Wipper-Zeit“) und daraus riesige Gewinne erzielten.
-. 11 verschiedene Münzen dieser Periode (24, 12 und 3 Kreuzer, 3 Heller als Silberabschlag)
1627 weilte Wallenstein am Ring im Haus zum Goldenen Männel, das damals dem Dr.med. Heinrich Kunitz gehörte. Dieser verließ Schweidnitz 1629 anläßlich der Zwangsbekehrungen der Dohnaschen Dragoner und starb im selben Jahr in Liegnitz.
-. Portal des „Goldenen Männels“, Markt 8
-. Titelblatt des Pestbuches von Dr. Heinrich Kunitz.
Seine Tochter Maria (Cunitia) wurde zur bekanntesten Astronomin der Zeit.
-. Titelblatt ihrer „Urania Propitia“ (verkl. Kopie)
-. Der Diakon Friedrich Scholtz beschreibt das schlimme Jahr 1633 in seiner „Ilias Malorum Svidnicensium“. Verkl. Titelblatt.
-. Plan des Gefechts bei Groß Merzdorf und Stephanshain am 21.5.1642. (aus Merian, Theatrum Europaeum“ IV, 1692) (verkl. Kopie)
III. Vom Westfälischen Frieden (1648) bis zum Übergang an Preußen
Tischvitrine 3:
Nach dem Dreißigjährigen Krieg wird die seit etwa 1330 errichtete Pfarrkirche, die von 1561-1629 evangelisch war, endgültig wieder katholisch und den Jesuiten übergeben. Dem Laienbruder Johannnes Riedel gelingt bei der Umgestaltung des Kircheninneren eine bewundernswürdige Synthese aus dem gotischen Bestand und dem neuen barocken Lebensgefühl.
-. 2 Farbfotos (s. auch Wandtafel „Die Pfarrkirche St. Stanislaus et Wenceslaus“)
Den Evangelischen in den Erbfürstentümern wurden drei Friedenskirchen bewilligt, in Jauer, Glogau und Schweidnitz. (s. Wandtafel Friedenskirche). Die Schweidnitzer erhielten die Erlaubnis 1692; der Bau wurde 1656-57 errichtet. Das Gotteshaus mußte vor der Stadtmauer nur aus Holz und Lehm gebaut werden; ein Glockenturm war nicht erlaubt.
Regelmäßig wurden die Jubiläen der Genehmigung gefeiert und dazu Festschriften herausgegeben und Gedenkmedaillen geprägt.
-. 1752: Brustbilder Ferdinands III., („Datore“,des Stifters), und Friedrichs des Großen („Statore“. des Erhalters).
-. 1852 zum 200jährigen Bestehen in Bronze und in Silber
-. 1902 zum 250jährigen Bestehen in Bronze und in Silber
Von der Wohlhabenheit der Gemeinde zeugen neben der reichen barocken Innenausstattung des Gotteshauses auch mehrere Medaillen auf Pastoren:
-. 1764 zum 50jährigen Amtsjubiläum von Theodosius Gottfried Fuchs. Brustbild/Malerische Ansicht von Schweidnitz.
-. 1795 auf den Tod von Johann Friedrich Thiede. Brustbild/Allegorie auf die Gelehrsamkeit des Verstorbenen.
Viele schlesische Medaillen der Zeit beklagen die Unterdrückung der Evangelischen. Zwei Beispiele:
-. vor 1707: Die Hoffnung bessrer Zeiten (auf Schnecke reitend!), wenn kommt sie?/ Sie fragt nach guten Leuten. Wo sind sie? Allegorie von drei Tugenden.
-. etwa 1707: Das Kinderbeten in Schlesien. (eine spontane Erweckungsbewegung, die auch den Schweidnitzer Raum berührte).
Die Konvention von Altranstädt (1707) zwischen dem Schwedenkönig Karl XII. und Kaiser Joseph I. gewährte Duldung und Religionsfreiheit. Sie erlaubte den Bau von weiteren Gnadenkirchen und von Kirchtürmen an den Friedenskirchen.
In Schweidnitz durfte nun auch eine evangelische Schule gegründet werden, aus der 1708 das evangelische Lyceum, das spätere Gymnasium, hervorging. (s. auch Wandtafel „Die Schulstadt“). Die „Sammlung Adler“ enthält reiche Literatur dazu.
Bedeutende Schüler des evangelischen Gymnasiums waren u.a. die Ärzte Johann Gottfried und Johann Sigismund Hahn, „die Wasserhähne“, die Anreger von Pfarrer Kneipp wurden, die Dichter Johann Christian Günther, Moritz Graf Strachwitz, der Literat und spätere Direktor des Wiener Burgtheaters Heinrich Laube, der Erbauer des Brandenburger Tores, Karl Gotthard Langhans, der Schöpfer des preußischen Landrechts, Carl Gottlieb Suarez, der Sozialist und Freund von Karl Marx, Wilhelm Wolff, der Germanist Karl Weinhold, der preußische Finanzminister Adolf von Scholz und der preußische Kultusminister Conradt Studt.
-. Kopie: Erstes Schulgebäude (bis 1854) auf dem Friedenskirchhof. (Von 1854-1934 war die Schule auf der Köppenstraße, danach in der Waldenburger Straße). S. Abb. auf der Wandtafel „Die Schulstadt“.
-. 1748 stiftete der Senior an der Friedenskirche Gottfried Hahn 1000 Taler für einen „Prämialredeactus“, 1797 vermehrte der Stadtge-richtsassessor Christian Wilhelm Otto das Kapital um 500 Taler. Zum jährlichen „Prämialredeactus“ lud ein gedrucktes Programm ein. Der Prorektor hielt eine Rede, hervorragende Schüler bekamen eine Prämienmedaille letztmals 1940 oder 1941.
-. Prämienmedaille. (Programm zum Hahn-Ottoschen Prämialrede-aktus 1832 als Original in der Sammlung, ebenso mehrere Kopien)
Der Stadtbrand von 1716 äscherte große Teile der Stadt, einschließlich des Rathauses ein. Anschließend erhielt der Ring sein neues barockes Gesicht (s. Bildtafel „Ring“). Großen Anteil daran hatte der Schweidnitzer Bildhauer Georg Leonhard Weber.
-. Foto einer zeitgenössischen kolorierten Zeichnung aus einer Handschrift der Universitätsbibliothek Breslau.
Auch anderes Unheil betraf Schweidnitz mit dem ganzen Schlesierland. Oft wurden zum Andenken Medaillen geprägt.
-. 1736 Silbermedaille auf die Wassers- und Hungersnot: O! Wie viel! (Wasser)/O! wie wenig! (Brotgetreide)
-. Ohne Jahr. Wassersnot. Arche Noah mit Friedenstaube: Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn./ Noahs Brandopfer. „Er wirds wohl machen“.
-. 1740. Harter Winter. Von Oktober 1739 bis May 1740. Winterlandschaft mit Schlitten/ Bauer neben dem Pflug sitzend. „Weil Lieb und Andacht sich in Kaelt und Eys verkehrt/ hat hart und langer Frost das arme Land beschwert“.
-. Schon aus der preußischen Zeit: 1748 Heuschreckenplage in Schlesien. Kriechende Heuschrecke/ Heuschreckenschwarm . „Ein ungebetner Gast aus fremden Landen/ kommt Feld und Wald zur Last“.
Der Übergang an Preußen (1740-1763)
noch Tischvitrine 3:
Am 20.8.1740 stirbt Kaiser Karl VI. ohne männlichen Erben. Die meisten Staaten haben die Nachfolge seiner Tochter Maria Theresia gebilligt (Pragmatische Sanktion 1713).
-. Taler Karls VI. (1711-1740), R(omanorum) (I)mperii S(emper) A(ugustus), G(erma-niae), Hi(spaniae), H(ungariae), B(ohemiae) Rex/ Archidux Austriae, Dux Bur.et Siles.- – Breslau 1716.
-. Maria-Theresien-Taler
Im gleichen Jahr 1740 besteigt der junge Friedrich II. den preußischen Thron. Er will die Gelegenheit zum Erwerb Schlesiens nützen. In drei Schlesischen Kriegen gelingt ihm dies.
-. Reichstaler mit dem Brustbild des „Alten Fritz“, Breslau 1786.
-. Medaille auf den Tod Karls VI. (1740) und den 1. Schlesischen Krieg (1741-42). Silesia trauert am Sarkophag Karls VI., hinter dem die Sonne sinkt/ Mars hoch über leichenbesätem Schlachtfeld und brennenden Häusern. „Nach unsrer Friedens Sonne Prangen/ ist Mars mir bluthrot aufgegangen“
– Medaille auf die Huldigung Breslaus für Friedrich II: 1741. Brustbild Friedrichs/ Borussia empfängt von der knieenden Silesia die Herzogskrone. „Fridericus Borussorum Rex supr. Siles. Inf. DUX/ JUSTO vICTORI. – fIDES sILES. iNF. – Vratis. D. xxxi. Oct. MDCCXLI.
-. Medaille auf den Frieden zu Breslau 1742. Friedenstaube über den gekrönten Wappen Preußens und Österreichs. Darüber „Friede – Friede“, darunter Publ. in Breslau D. 27 Junii./ Symbol der Dreifaltigkeit. Darunter „Es koMmt Gott eh WIr Vns Versehn VnD Laesset Vns VIeL gVts gesChen. /Das Chronogramm (V = U, W = VV!) ergibt die Jahreszahl 1742: M + D + C + 2x L + 8x V + 2x I/
-. Bronzemedaille auf den Sieg von Hohenfriedeberg bei Striegau am 4.6.1745, die entscheidende Schlacht des 2. Schlesischen Krieges. Friedrich zu Roß/ Schlacht-szene
-. Striegauer Notgeld vom September 1921 mit Darstellungen aus dem Umfeld der Schlacht
-. Preußische Silbermedaille auf den Dresdner Frieden 1745. Fliegender preußischer Adler mit Ölzweig. Darüber: „Post palmas in Lusatia et Misnia“. Darunter: „VENIT VIDIT VICIT/ Chronogramm in 5 Zeilen: „FrIDerICVus MarIa TheresIa et AVgVstVs noVa paCe IVngVntVr /M + D + 2 C + 8x V + 5x I = 1745/. Darunter D. XXIV. Dec. und Mz. G.WK.
-. Österreichische Bronzemedaille aus dem gleichem Anlaß. Brustbild Maria Theresias. „Maria Theresia Rom. Augusta, Reg. Ung. Boh.“ /Maria Theresia, Römische Kaiserin, Königin von Ungarn und Böhmen/ 4 Wappen (Österreich, Ungarn, Preußen, Böhmen) von göttlicher Hand an einer Säule befestigt. Daneben verbrennt Pax mit einer Fackel Waffen. Umschrift: „Nexos favore Divini numinis quis dissolvet“.
Nach dem 2. Schlesischen Krieg baut Friedrich II. Schweidnitz zur Sperrfestung gegen Böhmen aus. (s. Bildtafel „Die Festung“). Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) spielt sie eine wichtige Rolle und wird viermal eingenommen.
Aus der Vielzahl von Belagerungsplänen können aus Platzmangel nur wenige Blätter gezeigt werden (als verkleinerte Kopie; die meisten als Original in der Sammlung)
-. Belagerung von Schweidnitz Anno 1757 (durch die Österreicher)
-. Belagerung 1758 durch die Preußen
-. Englische Darstellung der Belagerung von Schweidnitz 1758
-. Kgl. Preuß. Belagerung der Stadt und Vestung Schweidnitz im Monath April A. 1758 (AK; Originalstich in der Hochvitirine; dort noch ein weiteres Original))
In verzweifelter Lage bezieht Friedrich 1761 vor den Toren der Stadt Schweidnitz das Lager von Bunzelwitz
-. Fortified Camp near Butzelwitz (sic!), London 1811
-. Österreichische Silbermedaille 1761 auf die Leiterersteigung von Schweidnitz. Brustbild des Kaiserpaares/Krieger vor knieender Silesia. Dahinter Plan der Festung Schweidnitz. Umschrift: Schweidnitium intra tres horas vi captum. Im Abschnitt: I. Mens. Octob. MDCCLXI.
-. Journal der (preußischen) Belagerung von Schweidnitz 1762. (Verkl. Kopie des Titelblatts.).
-. Große Silbermedaille von Oexlein auf den Hubertusburger Frieden 1763. Fama über dem Hubertusburger Schloß. Darüber „Nuncia Pacis“, darunter „D. 15. Februar MDCCLXIII“/ Genius mit Szepter und Ähre in einer Landschaft, in der ein Bauer den Pflug führt. Darüber „Jam redire audet“ /Schon wagt er zurückzukehren/. Darunter: „Germania pacata“ /Deutschland hat Frieden/.
-. Dito. Kleine Silbermedaille von Loos. Auf dem Revers schwebt der Genius in Wolken über Landschaft.
-. Dito. Kleine Bronzemedaille. Die sitzende Hoffnung (Spes) erwartet die Friedenstaube. „Das erhoffte Glück“ Darunter: „7 mahl 9 ist 63″/ Ölzweig und drei Kronen. Darunter in 6 Zeilen: „Als der Friede in 7 Jahr 1763 D 5. Fer. zu Hubertusburg unterzeichnet wurde“.
Bis zu den Befreiungskriegen (1813)
noch Tischvitrine 3:
Bis zu den Befreiungskriegen (1813)
-. Silbermedaille auf die Huldigung der schlesischen Stände für den Nachfolger Friedrichs des Großen, Friedrich Wilhelm II. (1786-1797), in Breslau 1786. Brustbild n. r./ Nova spes Regni.
-. Silbermedaille auf die Schlesienreise Friedrich Wilhelms III. (1797-1840) und der Königin Luise 1798, die sie auch nach Schweidnitz führte. In Fürstenstein fand zu ihren Ehren ein Ritterturnier statt/ Brustbild des Paares nach r./ Unter strahlendem Stern 4 Zeilen: „Willkommen königlich Paar in deinem Schlesien. Jun. 1798.“
-. Zwei Medaillen (Silber und Bronze) 1796 auf die erste gußeiserne Brücke Schlesiens in Laasan. Brücke, darüber Adler. Umschrift: Zum Andencken der ersten eisernen Brücke in Schlesien. Im Abschnitt: Spannung 40 Fuss, Höhe 9, Breite 18. Errichtet 1796. /Auf Kosten des Herrn Reichsgrafen Niclas August Wilhelm von Burghaus auf Laasan, geboren 14. März 1750, Herrn von Laasan, Peterwitz, Saarau, Beatenwald und Neudorf.
Im Krieg Preußens gegen Frankreich 1806/07 kamen Napoleons Truppen auch nach Schlesien.
-. Verkleinertes Titelbild einer französischen Studie über die Belagerung von Schweidnitz: Marion, Journal des opérations de l’artillerie au siège de Schweidnitz en 1807. Paris 1842
-. Französische Bronzemedaille von Andrieu 1807 auf die Eroberung der schlesischen Festungen durch die Franzosen. Kopf Napoleons /Zwei Genien vor Turm aus Mauerkronen mit den Namen der gefallenen schlesischen Festungen, darunter halb verdeckt Schweidnitz.
In Rogau und in Zobten (bis 1932 Kreis Schweidnitz) wurde am Beginn der Befreiungskriege das Lützowsche Freikorps eingeweiht, in dem auch Theodor Körner diente.
-. 3 Marken zur Jahrhundertfeier 1913.erinnern daran, ebenso ein Notgeldschein der Stadt Zobten mit dem 1945 beseitigten Lützowerdenkmal Theodor v. Gosens.
Bis zum 1. Weltkrieg (1914)
Tischvitrine 4:
1844: Schweidnitz erhält über das neugegründete Königszelt Anschluß an die Breslau-Freiburger-Eisenbahn, 1856 verlängert bis Reichenbach, 1858 bis Frankenstein.
-. Fahrplan vom 1.6.1886 (verkleinert)
-. Der Viadukt über den Bögenbach, in Richtung Reichenbach. Wegen des Festungscharakters mußten die Gleise über leicht sprengbare Viadukte an die Stadt herangeführt werden. Sie wurden später zugeschüttet.
-. Weistritzbrücke bei Kroischwitz
-. Der 1861 eingeweihte Bahnhof
-. Der Neubau 1903/05 (nun Schweidnitz-Oberstadt).
-. Der anläßlich der direkten Verbindung nach Breslau über Zobten 1898 eröffnete Bahnhof Schweidnitz-Niederstadt.
-. Seit Mitte der zwanziger Jahre wird das Reichsbahnausbesserungswerk ein wichtiger Faktor im Wirtschaftsleben der Stadt. Für seine Bediensteten entstehen neue Wohnsiedlungen, vor allem an der Strehlener und der Zoche- (seit 1934 Saar-straße).
1848, das Jahr der deutschen Revolution.
-. Kopie aus dem „Freischütz“ (verkleinert). Der „Freischütz“ war Organ des demokratischen „Vereins der Volksfreunde“. (Das erste Halbjahr 1848 in der Sammlung)
-. Der Marktplatz am 31. Juli 1848. Das Vorgehen des Militärs gegen die Bürgerschaft forderte elf Tote. (verkl. Foto; 2 Detailausschnitte)
– Der 1850 eingeweihte Grabstein am Massengrab der Opfer auf dem Friedenskirchhof. Zustand Mai 1994.
-. Gedrucktes Protokoll eines konservativen Vereins „ohne Namen“ zum Schutz des konstitutionellen Thrones und zur Wiederherstellung der gestörten Ordnung (verkl. Kopie).
1866/67: Die Entfestigung der Stadt bringt Wachstum und Leben (s.auch Bildtafel „Die Festung“)
-. Plan des Magistrats (Oberbürgermeister Glubrecht/Stadtbaurat Dittrich) mit den Befestigungsanlagen und den geplanten neuen Straßen und Plätzen. (verkl. Gesamt- und Ausschnittsfoto; Gesamtgröße: 80×140 cm; als Kopie in der Sammlung)
-. Katholische Kirche zu Schweidnitz im Jahre 1866, am Beginn der Entfestigung. Stahlstich von Blätterbauer/Huber. (verkl. Kopie; Original in der Sammlung)
1867: Der spätere Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke erwirbt vor den Toren von Schweidnitz die Güter Kreisau, Nieder Gräditz und Wierischau. Im gleichen Jahr wird er Ehrenbürger von Schweidnitz.
-. 14 diverse Medaillen auf Helmuth v. Moltke zu verschiedenen Anlässen.
1906: Besuch Kaiser Wilhelms II. anläßlich der Einweihung des Denkmals für das Lager von Bunzelwitz auf dem Pfaffenberge, mit Besuch der Friedenskirche.
-. 2 Ansichtskarten (weitere in der Sammlung)
1908: Einweihung des Denkmals für Friedrich II. in Anwesenheit des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen.
– 2 Ansichtskarten (weitere in der Sammlung)
-. Gartenbauausstellung 25.-27.9.1908
-. 13. Gauturnfest des Zobten-Gaues, 13.7.1902
1892 und 1911: Große Industrie- und Gewerbeausstellungen (s. dazu auch Wandtafel „Industrie und Gewerbe“)
1892:
-. Das Gelände der Ausstellung um die Riebelshöhe. Ansichtskarte
-. Preismedaille in Bronze: Allegorische Figur mit Stadtwappen und Ansicht der Ausstellung/Schild mit zwei Zeilen: Dem Verdienst.
1911:
-. 2 Ansichtskarten (in der Sammlung 26)
-. 3 Marken
Vom 1. Weltkrieg bis zum Ende der deutschen Stadt Schweidnitz
Hochvitrine:
1. Ebene:
Krieg und Nachkrieg führten durch die englische Blockade zu Mangel und Hunger.
-. Diverse Marken und Bezugscheine.
-. Städtisches Notgeld und Notgeld des Landkreises.
-. Wegen des Kleingeldmangels gaben auch private Geschäfte Wert-scheine aus.
-. Die Ausgabe zum 100jährigen Jubiläum des Stadttheaters 1922 war kein amtli- ches Zahlungsmittel.
-. Wertbeständiges Notgeld nach dem Ende der Inflation
Manfred Freiherr von Richthofen, der „Rote Kampfflieger“, galt nicht nur in Deutschland als Symbol des ritterlichen Helden. Noch 1988 gab die Republik Panama eine Münzserie zu seinem Andenken heraus und beschloß damit vorläufig die Reihe der ihm zu Ehren geprägten Erinnerungsstücke. – Die Mutter richtete zum Gedenken an ihre Söhne Manfred und Lothar in der Villa in der Striegauer Straße (seit 1933 Manfred-von-Richthofen-Straße) ein Museum ein. – Die 1928 erbaute Richthofen-Gedenkstätte s. auf den Bildtafeln „Denkmäler“ und „Die Grünanlagen“.
-. Ansichtskarte der Villa Richthofen
-. Verschiedene Medaillen und Münzen zum Andenken Manfred von Richthofens.
-. Eine Fülle von Siegelmarken zeugt von den vielen Behörden, die in Schweidnitz amtierten – ohne Vollständigkeit zu beanspruchen. – Eine erinnert auch an die berühmte, später in Konkurs gegangene Majolika-Fabrik von Krause.
Eine Vielzahl von Vereinen und Vereinigungen bot sich den Schweidnitzern an.
-. Hier als Beispiel die „Loge zur wahren Eintracht im Orient von Schweidnitz“ mit dem Logenlokal an der Wilhelmstraße und einem Abzeichen (um 1800).
Das Bolkokapitel dokumentiert Tischvitrine 1.
Darüberhinaus gab es neben konfessionellen Gruppierungen u.a. einen rührigen Musikverein, mehrere Gesangvereine, Turn- und Sport- – speziell Fußballvereine – und eine Reihe von militärischen Traditionsvereinen.
-. Hier zwei Sammelbilder mit Wappen Schweidnitzer Fußballvereine.
-. Die parteipolitische Landschaft war in Schweidnitz ähnlich wie im ganzen Deutschen Reich. Das zeigt auch das Diagramm mit den Ergebnissen der Reichstagswahlen in der Weimarer Republik und am Beginn des Dritten Reiches (Rückwand).
-. An der Rückwand die Ansicht der Stadt aus der Vogelschau aus Merian (s. Tischvitrine 3) und eine Gesamtansicht aus der „Schlesischen Kern-Chronicke“ von 1710.
2. Ebene:
Eine besondere Rolle spielte Schweidnitz beim Aufkommen der NSDAP in Schlesien. Zeitweise war hier der Sitz der Gaugeschäftsstelle.
-. Ein Bild zeigt Gauleiter Helmuth Brückner (1925-34) beim Gauparteitag 1928 vor dem Garnisonsdenkmal, ein anderes den SA-Sturm 10/Schweidnitz.
Mehrere politische Prozesse in Schweidnitz erregten über Schweidnitz hinaus Aufsehen.
-. Der „Müller-Taler“ anläßlich eines Prozesses gegen das Reichsbanner (1925). (Zusammenstoß mit Stahlhelm in Striegau)
Im ganzen Reich aber wurde Schweidnitz ein Begriff, als nach der Sprengung einer SPD-Versammlung im „Volksgarten“ (am 27.9.29) ein viel beachteter Prozeß in zwei Instanzen geführt wurde. Zu beiden Verhandlungen wurde 1929 und 1930 Adolf Hitler als Zeuge geladen.
-. Die Bilder zeigen die Angeklagten (mit dem späteren Oberbürgermeister Georg Trzeciak 1933-1945, seit 1937 umbenannt in Trenk), vier Untersuchungshäftlinge hinter Gittern, Adolf Hitler beim Verlassen des Gerichtsgebäudes (mit Rechtsanwalt Hans Frank, dem späteren Generalgouverneur von Polen)
-. Die „Wahrheit über Schweidnitz“ im „Völkischen Beobachter“ vom 14.6.1930 übersieht, daß die NSDAP bei freien Wahlen dort nie die absolute Mehrheit erlangte.
Der Spätgeborene mag sich wundern, daß von den meisten Zeitgenossen die Jahre des „Dritten Reiches“ bis zum Kriegsbeginn als „normal“ empfunden wurden.
-. Der Wochenmarkt fand jeden Freitag statt,
-. ein gelegentlicher Vorbeimarsch der Truppe erschien als Ereignis. Der einzelne ging seiner Arbeit nach, die er nun wieder hatte – den Jüngeren war die Schule wie eh und je Lebensmittelpunkt.
-. Das Lehrerkollegium der Schlageter-Oberschule um 1940 und ein gleichzeitiges Foto meiner Klasse mit Studienrat Dr. Braeuer („Nipp“). Ich fehlte gerade.
Die Jugend wurde am meisten betrogen, und war am gläubigsten.
-. Eine „Kundgebung“ im Stadion.
-. Die Zahl der Todesanzeigen von Gefallenen in den Lokalzeitungen wuchs mit der Dauer des Krieges (hier: 1943). Wieviel Leid verbirgt sich hinter der „stolzen Trauer“! – Geradezu pervers erscheint uns heute die kollektive Erhöhung des individuellen Opfers am „Heldengedenktag“ (Einladung an die Mutter eines Gefallenen)
-. Im Herbst 1944 baute der Bann 10 /Schweidnitz beim „Unternehmen Bartold“ bei Groß-Wartenberg Panzergräben zum Schutz der Reichsgrenze! Hier Jochen Pisoke (auf dem Klassenfoto links vor StR Dr. Braeuer).
Am 8.5.1945 rückte die „Rote Armee“ in Schweidnitz ein, im gleichen Monat noch kamen die ersten polnischen „Pioniere“. Die Schweidnitzer wurden vogelfrei und schließlich über die Oder und Neiße hinweg aus ihrer Heimat vertrieben.
-. Die neuen unbeschränkten Herrscher: die polnische MILIZ (neben dem Sicherheitsdienst UB). Gruppenfoto vom Februar 1947.
-. Gequälte und verhöhnte Deutsche auf dem Burgplan vor dem Hauptquartier der Miliz.
-. Verkleinerte Kopie der Belegung eines Güterwagens beim Vertreibungstransport am 25.7.1946. Auf der Rückseite mußte der „Waggonführer“ bestätigen, daß weder er noch ein anderer Insasse Beschwerden gegen den polnischen Staat vorzubringen hätten.
3. Ebene:
-. 2 Trinkgläser mit Schweidnitzer Motiven
-. Große Bronzemedaille von Theodor v. Gosen zum 60. Geburtstag des Arztes und Forschers Albert Neisser (* 1855 Schweidnitz, + Breslau 1916). Avers: Brustbild nach rechts, Revers: Stehen-der nackter Jüngling mit Schwert und Fackel auf besiegtem Drachen. „Dem Forscher, dem Lehrer, dem Freund“.
-. Belagerung der Königl. Preußischen Stadt und Vestung Schweidnitz, welche sich den 12. Nov, 1757 an die Kayserl. Königl. Waffen mit Accord ergeben. Oben: Nr. 16. Nürnberg in der Raspischen Buchhandlung. 16,7 x 30,7 cm. altcol
-. Accurater Plan der Stadt und Vestung Schweidnitz samt der königl. Preuß. Attaque A. 1758. r.o. Nr. 23. 17,4 x 29,5 cm. altcol. Kpferstich bei Raspe (Nr. 23).
An den Wänden zeigen elf thematische Tafeln alte Ansichten zu Topographie und Geschichte der Stadt.
Ihre Themen:
– Der Ring
– Die Grünanlagen (Promenaden)
– Denkmäler
– Die Schulstadt
– Das „schlesische Potsdam“
– Industrie und Gewerbe
– Gasthäuser
– Die Festung (1744-1866)
– Die Pfarrkirche St. Stanislaus et Wenceslaus
– Die evangelische Friedenskirche zur Heiligen Dreifaltigkeit
– andere Kirchen.
Die Ausstellung zeigt nur einen Teil der Sammlung. Pläne und Ansichten können aus Platzmangel meist nur in verkleinerten Kopien gezeigt werden. Interessenten wird nach Rücksprache der gesamte Bestand zugänglich gemacht. Freilich ist ein bedeutender Teil noch in Regensburg und wird erst nach meinem Tode nach Görlitz kommen. Alles, was noch unmittelbar für meine Arbeiten zur Geschichte der Stadt Schweidnitz nötig ist, konnte ich natürlich noch nicht abgeben. Das sind die meisten Druckschriften (sofern nicht doppelt), Ansichtskarten, Fotos, Bilder und mein Schweidnitz-Archiv.
Horst Adler